Gesprächskreis (blog)

hierarchiefrei dabei sein

Seit einigen Jahren führen wir sehr bereichernde Gesprächs- und Heilkreise in unserem Tipi im Waldcamping Thalheim durch. Das ist etwas anders als Dialoge, die oft zu Monologen oder verbissene Kämpfe um Deutungshoheit ausarten.

Solche Kreise kennen keine Hierarchie, erfordern Zuhören, ebenso wie den Mut vor nur Zuhörenden zu sprechen. 

Ein Moderator sorgt dafür, dass diese Form nicht verletzt wird, bringt Gedanken in den Kreis ein, was auch jedem Teilnehmer offen steht.

Dieser Gesprächskreis (blog) bietet an, auf ähnliche Weise zu wirken. Dazu lade ich Sie von Herzen ein.

Wenn Sie sich, bei allen individuellen Träumen und Vorstellungen, damit identifizieren können und diese auch mit einbringen oder nur dabei sein möchten, dann beginnen Sie vielleicht auch bei sich einen lokalen Kreis (Gruppe) zu knüpfen. Aus vielen solchen, sich berührenden, zusammenfügenden und verstärkenden Kreisen, von familiären über freundschaftlichen und nachbarschaftlichen bis landesweiten und kontinentalen, kann sich die angestrebte, eingreifmächtige soziale Massenbewegung bilden.

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Bergmann und Pyramide – Foto: Hendrik Heidler©

Erzgebirgische Weihnachtsgrüße

Erinnerungen zur Weihnacht zwischen 1965 und 1970

geschrieben am 20.12.2023

Wer erstmalig zur Weihnachtszeit ins Erzgebirge kommt, wird sich kaum dem Zauber der beleuchteten Fenster, Bäume und Märkte entziehen können. Es ist schon etwas dran, die Erzgebirgsweihnacht als fünfte Jahreszeit hier zu bezeichnen, deren einzigartige Ausformung ihren Ursprung nicht nur in der Sehnsucht der Bergleute nach Licht zu finden ist sondern auch in viel älteren Bräuchen bis zurück in die heidnische Zeiten vor Jahrtausenden. So können in den mehrstöckigen Pyramiden die Strukturen des Weltenbaums entdeckt werden, in Nussknacker, Bergleute und Engel die Schutzgeister (Idole), welche aus den Fenstern hinausblickend vor schlechten Energien schützen und in den Räuchermännern Schutzgeist und Räucherritual in einem.

Natürlich hat jede Familie ihre eigenen Figuren, die oft über viele Generationen weitergegeben wurden und mit Art und Weise der Weihnachtsbräuche zusammenhängen. Als ich (Hendrik) im vergangenen Jahr die Chronik zur 500-Jahrfeier Scheibenbergs mit einem Freund zusammenstellte, war es mir eine Freude einige Augenzeugenberichte aus vergangenen Jahrhunderten zu lesen, die mich anregten, meine eigenen Weihnachtserinnerungen beizusteuern. Was dabei herauskam und in der Chronik festgehalten ist, wollen wir Euch dieses Jahr als Weihnachtsgruß dankbar zusenden, Euch damit eine gesegnete Weihnacht wünschen, geruhsame Zwischentage und ein gutes friedliches neues Jahr 2024.

Susann und Hendrik Heidler

 

Erinnerungen zur Erzgebirgsweihnacht zwischen 1965 und 1970

Aus: Hendrik Heidler und Frohmut Naumann, 500 Jahre Scheibenberg, Chronistische Streiflichter durch eine bewegte Geschichte, Band 1

„Bevor Weihnachten heran war, mussten für mich lange Wochen vergehen, welche dennoch aufregende Tage kannten, wie das Schmücken von Fenster und Wohnungen mit allerlei erzgebirgischem ‚Weihnachtszeich‘. Erster Höhepunkt war der Sonnabend nach dem ‚Tudnsunntich‘. Ich selbst kannte es damals als Kind nicht, aber bei anderen und später bei meinen Kindern wurden lautstark ‚de Mannle aufgeweckt‘. Unsere Weihnachtssachen waren auf dem Dachboden in Holzkammern und im früheren Taubenschlag meines leider im Krieg gefallenen ‚Großvatels‘ untergebracht. In vielen alten Kisten und Kartons schliefen ‚de Mannle‘ inmitten zusammengeknüllter uralter Zeitungen oder besonders wertvolle Stücke auch in Holzwolle oder alten Hemden. Die Figuren lagen immer in derselben Schachtel und standen dann meistens auf demselben Platz. Spaß machte es mir auch, abgebrochene Arme und andere Teile zu leimen und abgeblätterte Farbe zu erneuern. Aber den Christbaum stellten wir meistens erst einen Tag vorm oder gar erst am Heiligen Abend vormittags auf, ähnlich wie dann erst die Eisenbahn. Einmal ging es die Wochen vorher recht geheimnisvoll zu. Wir Kinder durften in ein Zimmer nicht gehen. Natürlich ahnten wir, worum es ging und was dann zu Heiligabend Gewissheit wurde, die neu gebastelten Eisenbahnen.

Ab dem 1. Advent mussten die Fenster hell erstrahlen. Bunte ‚Lichtle‘ waren verpönt und Schwibbögen oder Ecken wie jetzt waren eine Seltenheit. Wie so viele hatten wir damals auf geraden Leisten je Fenster vier elektrische Christbaumkerzen montiert. Meistens brannten sie nicht beim ersten Mal Anstecken und die ‚traditionelle‘ Sucherei begann. Vater schraubte jede Lampe aus der Fassung, hielt sie gegen Licht oder prüfte sie mit einer Flachbatterie. Aber nachdem alles klappte, war es unglaublich heimelig, ‚de Peremett‘ drehte sich und Räucherkerzen verbreiteten all die Adventswochen ihren himmlischen Duft. Bei uns waren es meistens ‚de Cruutnderfer Karzle‘, die nicht im Laden gekauft, sondern von einem alten Hausierer gleich ins Haus gebracht wurden. Ich sehe den kleinen Mann noch heute und seinen alten, braunen Koffer im Treppenhaus aufgeklappt auf den Stufen stehen und bis obenhin mit den gelbgrünen Schachteln vollgeschlichtet. 

Im Advent galt es, auch noch ein Bäumchen zu organisieren. Man musste sich beeilen, sonst ‚bliem när de Krickn ibrich‘. Einfach mal so einen kaufen, war damals nicht möglich. Deshalb brachten die Stadtarbeiter oft eine Menge mit, zu dem noch unbebauten Platz neben dem ‚Alten Rathaus‘ oder an die Ortseinfahrt zur Breitscheidstraße gegenüber dem ‚Wind‘. Damit er sich hielt, stellten wir die Fichte im Garten in den Schnee oder bei zu warmem Wetter in einen Wassereimer im Keller. Manchmal ‚danglte dr Baam schie benn Aufstelln‘ oder es fehlten Äste zu vollkommener Schönheit – von vornherein oder aus Versehen abgeschnitten. Praktischerweise bohrte dann Vater mit Hand Löcher in den Stamm und setzte angespitzte Äste ein. Anfangs fiel das kaum auf, aber später …! Endlich ‚wurd de Chrisbaamkett neigehängt‘ und der Baum geschmückt. ‚Uhm nauf kahm de Chrisbaamspitz‘. Wir hatten silbrig weißen Christbaumschmuck. Meine Großmutter väterlicherseits hingegen hatte farbigen und Watte auf den Ästen statt Lametta wie bei uns – wobei es die schwere aus dem ‚Westen‘ sein musste. Nur sie hing gerade herab. Einzeln, Faden für Faden, hängten wir sie auf die Äste und später wurden sie wieder so abgenommen, eingepackt und zur kommenden Weihnacht erneut verwendet. 

Dann war er da, der 24., und gegen Mittag schwebte Bratwurst- oder Knackerduft (‚Polnische‘) durch die Küche. Zeit für die Linsen. Ich mochte sie damals nicht, aber mit viel Essig abgeschmeckt, aß ich tapfer einen Teller. Manchmal gab es auch die Hasenleber vom bevorstehenden Festessen. Nach dem Mittag begann die Zeit stillzustehen. Endlich, gegen 16.00 Uhr, ging es los für ‚de grinn Kließ‘, Kompott und Sauerkraut – der köstliche Hasenbraten war längst fertig. Über das Jahr hielten wir selbst einige Hasen im Stall. Wurden sie geschlachtet – ich hatte mit manchem Freundschaft geschlossen und dennoch war es normal, sie Weihnachten zu essen – brachte ich das abgezogene Fell zum Richter-Schuster in Scheibenberg, „ne Richtr-Rud“ in der Breitscheidstraße, zum Spannen auf u-förmigen Metallbügeln. Dafür gab es Futter (meist Kleie) oder etwas Geld. Angebraten wurde der Hase entweder einen Tag vor dem Fest oder häufig auch erst an Heiligabend vormittags. 

Kurz vor sechs zündeten wir alle Lichter an, auf Engel, Bergmann und ‚Mothsgung‘ an den Fenstern und die kleinen Lichterträger mit Brettchen auf dem Schrank sowie unsere kleine und die große Pyramide. Zuletzt das Tischlicht, um das Brot und Salz lagen, damit es im kommenden Jahr immer genügend Essen gibt. Mit dem Tischtuch wurde das nach dem Essen zusammengerafft und bis zum nächsten Tag liegen gelassen. 

Jetzt dampften auf den Tellern Klöße, nach Geschmack Sauerkraut oder Rotkraut und Hase, manchmal auch noch Pute. Und wir lauschten am offenen Fenster, bis endlich der himmlische Glockenklang vom Scheibenberger Kirchturm ertönte. Punkt 18.00 Uhr mit dem Läuten wünschten wir uns gesegnete Weihnachten und kosteten das Essen, ob es auch gelungen war. Die Nierchen bekam ich. Getrunken wurde erst, wenn Vater das Weißweinglas zum Anstoßen erhob – ich erhielt meistens den Saft der selbst eingeweckten Erdbeeren oder Kirschen. Meine Großmutter machte Kompott mit Sellerie, was mir damals nicht schmeckte. Nach dem Essen wurde gemeinsam aufgewaschen und ich brachte das Abfalleimerchen entweder zum Nachbar Werner Hofestädt, der hielt Schweine, oder in die in der Stadt aufgestellten Kübel für den Schweinestall der LPG. Solange wir noch Hasen hatten, bekamen sie die Kartoffelschäler. Danach konnte die Bescherung beginnen. Der Weihnachtsmann kam nicht sehr häufig bei mir. Meistens wurde eine Wohnstube im Haus gesperrt, ehe wir aufgeregt hinein zu den Geschenken durften. Aber in meiner frühesten Kindheit um 1965 kam schon einige Male ein ‚Rubberrich‘, vor dem ich mich durchaus fürchtete. Klar, vor allem in der Adventszeit wurde uns bei ‚unartigem‘ Benehmen gesagt, dass der Weihnachtsmann alles sieht, wenn er abends durch die Straßen ziehend in die Fenster der Stuben blickt. Damals gab es volkseigene Betriebe, die jedes Jahr ihre ‚Weihnachtsmänner‘ zu den Kindern schickten, wie ‚de Kallichufmrubbering‘. Sie liefen oder fuhren – manchmal sogar mit dem Pferdegespann – durch den Ort, gingen zu den Kindern der Betriebsangehörigen und auf Wunsch auch zu anderen Kindern wie zu mir. Sie bekamen aus Dank öfters ‚aah e Schnapsl‘, wodurch sie mitunter Mühe hatten, die Bescherungen würdevoll durchzustehen. Bevor die Geschenke verteilt wurden, musste etwas angesagt werden, ein Gedicht oder ein Vers, wie ‚Rubbrich, Rubbrich Baasnstiel ...‘.

Von meinen Eltern waren es häufig Anziehsachen und etwas für die Eisenbahn, ein Wagen oder manchmal sogar auch eine Lok – welche ich gleich ausprobierte – von Tante Kora erhielt ich fast immer ein Paar ‚Filzlaatschn‘, Socken, Äpfel und Nüsse. 

Nach dem Trubel des Heiligen Abends ging es zu Bett. Alle elektrischen Lichter ließen wir in der Heiligen Nacht brennen. Am anderen Tag in aller Frühe ging es in die Kirche, um einen guten Platz auf den oberen Emporen ‚fr de Mettn‘ zu finden. Mit den dort getroffenen Freunden tauschten wir aus, welche Geschenke wir bekommen hatten. Anschließend ging es nach Hause, bei frischem Schnee wie auf dem Hinweg mit den neuen Filzschuhen. Gesalzen wurde damals nicht. 

Nach den Metten trafen wir uns im größeren Familienverbund zum ‚Stolln ahschneidn‘ in einer Wohnung im Haus, ganz früher bei meiner ‚Großmuttel‘. Wer zu Hause geblieben war, kümmerte sich um den Kaffee und ums erste Stollenanschneiden dieser Weihnacht. Waren alle da, wurde gegessen und erzählt und der Stollen (hoffentlich) gelobt. Häufig ging es über den Verlauf der Mette und es wurde nach den diesjährigen Schauspielern gefragt: ‚Waar war dä heier de Maria?‘ oder auch nach der Zahl der als Engel aufgetretenen Kinder, denen während der Mette vom frühen Aufstehen und langem Erscheinen vor dem Altar schlecht geworden war. 

Die Butterstollen, die niemals vor dem 25.12. in der Früh angeschnitten werden durften, wurden nach familiärer Rezeptur gebacken. Zuerst mussten alle Zutaten, wie Mandeln, Zitronat, Rosinen und Zitronen, vorhanden sein. Die Zitronenschale wurde gerieben, das große Zitronatstück zu Würfeln klein geschnitten. Das Beste für mich war ‚is Mannlnschnappn‘. Die süßen und bitteren Mandeln wurden anfangs getrennt, heiß abgebrüht und konnten so aus ihrer Schale geschnappt werden. Wegen meiner Nascherei gab Großmutter die bitteren gleich zu den süßen. Viel half das nicht, die bitteren waren meistens trotzdem zu erkennen. Beizeiten holten wir uns vom ‚Greifenhagen-Bäck‘ einen Termin, an dem wir die warme Milch hinbrachten (meine Großmutter mütterlicherseits entstammte dieser Bäckerei). Der Rainer-Bäcker rührte damit aus Salz, Hefe und Mehl den Teig an. Gleichzeitig bekamen wir die Zeit gesagt, wann wir die selbst vorbereiteten Zutaten in die Backstube bringen sollten. Dort wurde alles mit dem Teig verrührt, wobei ich zuschauen durfte – in die anschließend abgewogenen Drei-Pfund-Portionen steckten wir selbst die familiären ‚Stollnzeeng‘ (bei uns mit ‚S. Heidler‘ versehen und von Vater aus Aluminium gemacht), sodass der Bäcker die Stollen ja nicht verwechselte. Der restliche Teig ergab einen schönen Zuckerkuchen. Waren die Stollen gebacken, fanden wir uns zur vereinbarten Zeit wieder ein, um die noch warmen Stollen abzuholen. Die lagen entweder bereits im Gang zur Backstube in einem Holzgestell oder mussten noch hineingelegt und nun mit Tüchern bedeckt werden. Dabei durfte ja keiner zerbrechen – nach erzgebirgischem Aberglauben würde womöglich jemand verunglücken oder gar sterben. Bei Schnee wurde das Gestell auf einen Schlitten gestellt, den meine Großmutter mit mir die Lehmannstraße runter nach Hause zog. Dort wurden die Stollen auf Kuchenbrettern gelegt und auf dem Tisch noch warm mittels einer Bürste, dem ‚Stolln-‘ oder ‚Buttersaangl‘, mit zerlassener Butter bestrichen. Anschließend kamen Kristallzucker, wieder Butter, Staubzucker usw. drauf. Die Stollen blieben dann zum Auskühlen liegen. Ein, zwei Tage später wurden sie in Tüten verpackt, in Kisten oder Koffer gelegt und zum Ziehen in die Schlafstube gebracht, unters Bett oder auf den Schrank. Einmal vergaß Großmutter einen Stollen, den sie erst zu Ostern wieder entdeckte und der doch besonders gut schmeckte. 

Auch wenn es noch vieles zu berichten gäbe, das Wichtigste scheint mir beschrieben, jetzt, wieder in der Adventszeit nach über fünfzig Jahren.“

Hendrik Heidler

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