Die gegenwärtige Aufgabe der sozialen Massenbewegung

Bewahren und Durchsetzen aller menschlichen und natürlichen Grundbedürfnisse

Jede systemkritische, eine menschliche Daseins- und Wirtschaftsweise anstrebende Bewegung muss sich daran messen lassen, ob sie die Lösung innerhalb der kapitalistischen Gesellschaftsform und mit deren Mitteln erreichen oder diese grundsätzlich verlassen will. Was heißt, alle gegenwärtigen Bemühungen und Bewegungen für Mensch und Natur können nur emanzipatorisch sein, wenn sie die zukünftige Aufgabe (menschliche Daseins- und Wirtschaftsweise) als Ziel definieren und deren Erfordernisse stets im Blick haben. Siehe Menüpunkt: Die zukünftige Aufgabe der sozialen Massenbewegung.

Es geht gegenwärtig darum, sich für menschliches und natürliches Wohlergehen einzusetzen, Widerstand zu leisten OHNE auf Finanzierbarkeit und Rentabilität zu achten. Haben Menschen nichts zu essen, dann hat die gegenwärtige Massenbewegung alle ihre friedlichen Möglichkeiten zu mobilisieren, um den Hunger zu stillen. Gleiches betrifft trinken, wohnen, Schutz usw. Von Demonstrationen über Verweigerung bis hin zu generalstreikähnlichem Einschreiten im Falle angedrohter bzw. eingesetzter Gewalt der herrschenden Funktionseliten und notfalls durch Inbesitznahme der notwendigen Waren und Strukturen zur Bedürfnisbefriedigung. Was nicht heißt, einfach mal so anderer Menschen persönliches Eigentum wegzunehmen, sondern solche, z. B. aus markttaktischen Gründen massenhaft vorenthaltenen Waren und Überproduktionen. Nicht die Eigentumfrage an sich führt zum Ausstieg aus dem kapitalistischen Weltsystem, was ja mit dem Untergang der realsozialistischen Ostblockstaaten bewiesen wurde, sondern das Anhalten des gesamten Selbstzwecks der Geldvermehrung und Wertrealisierung:

abstrakte Arbeit > Warenproduktion > Konsum > Mehrwert > Reinvestition > mehr abstrakte Arbeit > mehr Warenproduktion > mehr Konsum > mehr Mehrwert > mehr Reinvestition > und immer so weiter.

Auch ist das zur grundsätzlichen Bedürfnisbefriedigung erforderliche Geld (welches gegenwärtig selbstverständlich noch existiert und notwendig ist) einzufordern bzw. von den Einrichtungen anzueignen, die dieses eigentliche gesellschaftliche Eigentum aufbewahren. Das hat nicht die oft beschworene Umverteilung von Geld zum Ziel und es ansonsten da sein zu lassen, also den Reichen wegnehmen und den Armen geben, was nur die Rollen vertauschen würde und häufig aus Neid zu Mord und Totschlag führen würde. Es geht um die gegenwärtige Bedürfnisbefriedigung in Hinblick späteren Abschaffens auch des Geldes als Ausdruck des kapitalistischen Wertesystems und Teil des genannten Selbstzwecks. 
 

Übrigens, ein ungeschönter Blick auf die Klassenkämpfe der Vergangenheit wie auch die Intentionen der jetzigen, wohlsituierten LINKEN verrät, wie vielmehr Neid und Konkurrenzdenken den Antrieb dafür bildete und bildet, Reichtum umzuverlagern. Es geht darum, selbst darüber zu verfügen. Auch das hat die einstig sozialistische Nomenklatura zur genüge bewiesen. Offenbar ist die jetzige LINKE noch nicht über 1989/1990 hinaus gekommen. 

Weshalb halte ich die gesellschaftliche Aneignung gesellschaftlichen Reichtums zur Bedürfnisbefriedigung für rechtens? Schlicht, wenn für den Erhalt lebloser Banken und Großunternehmen Billionen gedruckt und verteilt werden, dann kann es keinen menschlichen Grund geben, das nicht erst recht auch für die bedürftigen, lebenden Menschen selbst zu tun.

Außerdem sei betont, dass für diese gegenwärtige Aufgabe und die zukünftige es wesentlich vorteilhafter ist, in einer halbwegs funktionierenden bürgerlichen Demokratie zu wirken als in einer enthemmten Diktatur. Allerdings darf die Bewahrung bzw. Wiederherstellung demokratischer Grundrechte (siehe Corona-Maßnahmen) nicht Ziel und Erfüllung der gegenwärtigen Aufgabe der sozialen Massenbwegung sein, sondern die menschliche Überwindung dieser kapitalistischen Systemerhaltungsstrukturen.

 

Ich sehe zwei große Fallen, die bisher vielen, wenn nicht allen emanzipatorischen Bewegungen zum Verhängnis wurden:

  1. sich auf Finanzierungs- und Rentabilitätsdiskussionen bzw. -zwänge eingelassen zu haben.
     
  2. Demokratie an sich als unübertrefflich menschliche Herrschaftsform und außerhalb der kapitalistischen Gesellschaftsform, quasi als überhistorisches Neutrum, wahrzunehmen und damit immer wieder unhinterfragt rückwärtsgewandt anzustreben und als Heiligtum zu tabuisieren.

    Aber Demokratie schafft die Bedingungen für die Realisierung des kapitalistischen Selbstzwecks der Geldvermehrung durch verinnerlichte Diktatur (Selbstbeherrschung für die mehr oder weniger freiwillige Selbstverwertung als automatische Funktionseinheit). Dass jetzt die Demokratie wieder totalitär-diktatorische Züge annimmt, hat etwas mit dem Wertverfall des Gesamtsystems zu tun, wodurch Wertbesitz und Selbstwert der Individuen an Kraft verlieren, um sich weiterhin freiwillig für die Geldvermehrung selbst zu unterdrücken. Weshalb auch die Demokratie mit ihren freiheitlichen Grundrechten an Kraft verliert, die Menschen weiterhin freiwillig für den Selbstzweck funktionieren zu lassen. Somit würde ein angestrebtes gesellschaftliches Endziel, wieder zur „normalen“ Demokratie (vor „Corona“) zurückzukehren, ebenso in den Abgrund führen, wie eine zugelassene Diktatur.

    Was ansteht ist, Demokratie von allen kapitalistischen Durchdringungen zu befreien und herrschaftsfrei menschlich zu erweitern. Ziel ist das, was unter Demokratie volkstümlich eigentlich verstanden wird: eine gerechte und menschliche Form des Zusammenlebens. Wofür es eines neuen Begriffs bedürfte, den ich aber nicht kenne bzw. noch nicht gefunden habe.

    ... und lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen, wenn Ihnen wegen Ihres Traumes von einer menschlichen Gesellschaft unterstellt wird, sie wollen bloß eine Diktatur oder zur DDR zurück. Sowas ist argumentativ nicht nur erbärmlich und phantasielos sondern inhaltlicher Schwachsinn.