Heiler Kapitalismus?
Ein unheiliges System!
Manche, auch die politische Linke phantasieren von einem geheilten bzw. gezähmten Kapitalismus. Diese Unmöglichkeit versuchten schon viele, am grausamsten und menschenverachtesten beispielsweise die deutschen Faschisten (1933 -1945) durch industrielle Vernichtung einer ganzen Menschengruppe, den jüdischen Mitmenschen.
Weil dieses einzigartige Menschheitsverbrechen aus geschichtlichen (speziell deutschen) Prozessen der kapitalistischen Moderne hervorging, werden die seltsamsten Vernebelungen bemüht, um es ja nicht zum System zugehörig zu erkennen.
Die bekanntesten Täuschungen: Rückfall in die Barbarei ... Bruch der Zivilisation ... das unfassbar Böse ... usw.
Die Vernichtung der Juden erscheint jedoch im Lichte einer grundsätzlichen Kapitalismuskritik in ganz anderem Lichte. Dann wird sie als nationalsozialistischer Versuch sichtbar, den Kapitalismus zu heilen, von seinen angeblich fremden wuchernden Zinskapitalien zu befreien. Das „gute“ deutsche schaffende Kapital sollte vom „bösen“ raffenden Judenkapital befreit werden. Was aus dieser Sicht nur durch Vernichtung der jüdischen Menschen selber möglich erschien. Und so wurde es gemacht ... ohne den Kapitalismus zu beseitigen, sondern ihn sogar zu modernisieren (zu heilen), von alten Krusten zu befreien.
Übrigens:
Die alleinige Schuldzuweisung an Banker und Börsianer als Verursacher der gegenwärtigen Systemkrise folgt einem ähnlichen Schema, wie bei den Nazis und ist damit nicht nur eine unmenschliche Projektion sondern auch antisemitisch durchdrungen.
Und dabei haben Banker und Börsianer nichts anderes gemacht, freilich recht erfolgreich, als was das System von allen anderen auch verlangt: Geld vermehrt. Genau das, was Pharmariesen machen müssen oder jeder kleine Handwerker und Selbstständige, ja, jeder Lohnabhängige usw., Geld vermehren bzw. die Einnahmen größer sein zu lassen als die Ausgaben. Aus kapitalistischer Sicht gehört eigentlich Bankern und Börsianer ein Orden verliehen, weil sie die Realwirtschaft damit alimentieren, die bereits und entgegen anderslautender Märchen seit Jahrzehnten zu großen Teilen nur noch kreditfinanziert am Laufen gehalten werden kann. Nicht umsonst kam es in den 1980ern zur so genannten „neoliberalen Revolution“ als Krisenreaktion der kapitalistischen Funktionseliten (lt. Marx „Charaktermasken“) auf den Rückgang der Mehrwertgenerierung infolge mikroelektronisch-computerisierter Produktivitätssteigerungen. Mehr wertschaffende Arbeitsplätze fielen weg als durch Markterweiterungen neue hinzukamen.
Aber all das wird geleugnet, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
Und dabei gebiert ein irrationales Gesellschaftssystem ständig irrational erscheinende Verbrechen. Zur Erinnerung:
Alle 10 Sekunden stirbt derzeit ein Kind unter 5 Jahren an den Folgen von Hunger. Rein rechnerisch sind das 6 in der Minute, 360 in der Stunde und 8.640 am Tag. Was für das Jahr 3.153.600 (Dreimillioneneinhundertdreiunfünfzigtausendundsechshundert) eigentlich erhaltbaren Menschenleben entspricht.
Und
alle 10 Sekunden sterben derzeit inklusive der Kinder 28 Menschen an den Folgen von Hunger. Also pro Stunde 1.708 Menschen, am Tag 41.000 und im Jahr 14.965.00, d. h. über 14 Millionen!!! Zusammengerechnet für einen Zeitraum des schlimmsten Krieges der Menschheit, dem 2. Weltkrieg (1939 - 1945), sterben in sechs Jahren 89.790.000 Menschen, während in diesem Krieg nach unterschiedlichen Quellen zwischen 50 und 60 Millionen Menschen ermordert wurden. Was nichts anderes heißt, als dass in etwa 4 bis 5 Jahren so viele Menschen ganz „alltäglich“ dahinsterben, so als tobe der zweite Weltkrieg seit über 75 Jahren ohne Unterlass. Bloß, dass es offenbar kaum einen wirklich stört, weil angeblich nicht verhinderbar und sowieso nur wegen der Überbevölkerung geschuldet. „Die Schwarzen hecken halt zuviel. Selber Schuld ...“, wie es zynisch heißt.
Dass es allein an der fehlenden Rentabilität liegt, diesen armen Menschen ihr täglich Brot vorzuenthalten und nicht am angeblich fehlenden Reichtum auf Erden, darf natürlich nach Möglichkeit niemand begreifen. Wer würde sich sonst damit abfinden wollen, der auch nur einige Reste an Menschlichkeit bewahrt hat?
Nein, das kapitalistische Weltsystem verursacht diese Toten nicht nur, sondern benötigt sie sogar, um Sieger für die gelingende Vermehrung des Geldes zu haben.
Die Erde hat genug für all die Menschen und sogar das kapitalistische System. Aber es darf seine verfügbaren Resourcen und Möglichkeiten auf Teufel komm raus NICHT so verteilen, damit alle zu essen haben, andernfalls bricht dieser ganze Irrsinn in sich zusammen, sprich, der Markt mit Angebot und Nachfrage usw. Was ja aus menschlicher Sicht gut wäre aber eben für den systemischen Selbstzweck nicht. Darum ist es für dieses System erforderlich, die Kinder sterben zu lassen und nicht verkaufbare Nahrung, wie auch Überkapazitäten, leerstehende Immobilien usw. (von wegen es ist nicht möglich genügend zu produzieren) zu vernichten!
Kapitalismus „heilen“ zu wollen heißt, ihn in seiner Unheiligkeit maximal auszugestalten. (Es ist natürlich etwas gewagt, mit solchen Begriffen, wie „heilen“ bezüglich eines Gesellschaftssystems zu sprechen. Doch der Anschaulichkeit halber halte ich es für sinnvoll. Damit kann die verdrehende Wesenskraft des Kapitalismus treffend beschrieben werden und auch, weshalb oft Gutgemeintes einzelner Menschen sich wie verhext ins Gegenteil verkehrt. Genau so wirken die kapitalistisch verinnerlichten Erfordernisse und deshalb entspricht ein voll entfalteter Kapitalismus seinem eigenen Wesen nach einem ganz „heilen“. Für Mensch und Natur aber heißt das umgekehrt maximales Unheil. Ein heiles Ungeheuer kann nur unheilig sein, ebenso wie ganzheitlich heile Menschen nur OHNE Kapitalismus (= Fetischform) möglich sein werden.)
Kapitalismus sollte demnach tunlichst nicht „geheilt“ werden, sondern umgehend verlassen. Die Menschheit kann NICHT MIT aber VOM Kapitalismus geheilt werden.
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Heiler Kapitalismus = kranke Menschheit.
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Sterbender Kapitalismus auf der finanziellen „Intensivstation“ = sterbende Menschheit.
- Daraus folgt: geheilte Menschheit = kein Kapitalismus.
Eine letzte Schreckenszahl:
Werden seit dem 2. Weltkrieg durchschnittlich „nur“ 6 Millionen verhungerte Menschen gerechnet, dann sind seither sage und schreibe
456 Millionen Menschen gestorben,
und diese ca. halbe Milliarde allein wegen des kapitalistisch provozierten Hungers! Von all den anderen Opfern dieses Systems ganz zu schweigen.
Sollte schon diese Zahl nicht auch für jeden Wohlhabenden Grund genug sein, seinen Wohlstand in einem anderen, nicht auf Leben-auf-Kosten-von-Tod gegründetem System zu suchen? Oder wird nach einem Ausspruch Stalins gelebt?: Einzelne Tote sind tragische Schicksale, Millionen bloß Statistik.