Bereitschaft zur Wandlung

Die Geburt eines Kindes geht recht dramatisch vonstatten. Die werdende Mutter kommt irgendwann an einem Punkt an dem sie sich bedingungslos den heranbrandenden Presswehen hinzugeben hat. „Lauwarm“ und so nebenbei, als könne mal ein bisschen probiert werden, geht das nicht. Ebenso verhält es sich bei individuellen Heilungen und auch gesellschaftlichen Systembrüchen - und besonders jetzt bei der anstehenden Neugeburt der Menschheit, da sich das gegenwärtige Weltsystem mit Beißen und Krallen seinem näher rückenden Ende widersetzt.
Das sterbende Ungeheuer ist kreuzgefährlich. Deshalb braucht es enorme Kräfte, es zu überwinden. Diese Kräfte können nur aktiviert werden, wenn die Einsicht zur bedingungslosen Bereitschaft dazu vorhanden ist. Es braucht die Entschlossenheit, alles zu wagen, um als Menschheit und als Individuum zu überleben und das menschlicher als bisher. Denn das Risiko innerhalb und mit diesem System unterzugehen ist längst viele Male größer als das Risiko aus diesem herauszutreten und miteinander eine neue Gemeinschaft freier Menschen zu gestalten.

Heilung als eine Form des Lebens kann nur wie dieses in die Zukunft hinein fließen und diese ist stets unvertraut. Es kann Ahnungen geben und Wahrscheinlichkeiten aber niemals Gewissheit, wie sie zur Gegenwart wird. Ebenso ist es mit der Heilung und dem dereinstigen Heilsein. Von diesem Heilsein ist unbedingt zu träumen, wie unter diesem Menüpunkt beschrieben, doch wie sich dieser Traum dann konkret verwirklicht und wie sich der Weg dahin gestaltet ist offen. Deshalb kann Heilung auch nicht planvoll erarbeitet werden, weshalb Heilarbeit eine logische und praktische Unmöglichkeit darstellt. genauso wie für keinen Mensch zu dessen Geburt gewusst werden kann, wie sich dessen Leben gestaltet. Dennoch wird es bedingungslos und mit aller Wehenmacht in diese noch unbekannte Welt, in diesen unbekannten Lebensweg hineingeboren. Anders kann es nicht sein, außerdem ist gerade diese Unvertrautheit die maximale Freiheit, die höchste Anzahl an Möglichkeiten zur Gestaltung des eigenen Lebensweges. Wäre der Lebensweg vorausgeplant, Arbeit gar, käme am Ende bloß ein Roboterwesen heraus und kein Mensch, falls er überhaupt am Leben bliebe.

Darum ist die  bedingungslose Bereitschaft zur Heilung für jedes Individuum wie auch für menschliche Gesellschaften unabdingbar.

 

Die bedingungslose Bereitschaft, etwas grundlegend verändern zu wollen ist redlich, aber allein nicht ausreichend. Dafür braucht es das Hinschauen wie es ist und die Träume vom ganzheitlichen Heilsein. Wird die theoretische Durchdringung der gegenwärtigen Gesellschaftsform als Fetischsystem nicht erkannt, sondern der aktuelle Rahmen als überzeitlich und quasi naturgesetzlich gedacht, drehen sich alle emanzipatorischen Bestrebungen letztlich ins Gegenteil um und werden reaktionär. Darum ist praktischer Aktionismus ebensowenig sinnvoll wie abstrakte Theoretisiererei.

Die Bedingungslose Bereitschaft für den wagemutigen Schritt in Unvertrautes kann sich demzufolge nicht mehr auf Gewohnten beziehen sondern weist darüber hinaus. Andernfalls kann sie nicht leisten, wofür sie gebraucht wird. Grundsätzlich anstehende Wandlungen nur halbherzig anzugehen, kann zur Verstärkung der bisherigen Leiden führen, indem die dabei sehr wohl aktivierten Kräfte nicht ausreichen, um über den Knackpunkt hinwegzuhelfen. Sich mit solcher Pseudobereitschaft selbst und anderen etwas vorzumachen, kann als gefährliche Falle bezeichnet werden. So etwas geht oft genug nach hinten los.